29. August - Enthauptung des Hl. Johannes d. Täufers

Das Monatsende des August beschenkt uns mit einigen großartigen Heiligenfesten. 

Vorgestern haben wir mit der Hl. Monika die Macht des inständigen Gebetes betrachten dürfen und hier in unserer Katharinenkapelle auch all jene in die Hl. Messe eingeschlossen, die mit ihrem Gebet und Opfer unsere Seminaristen auf dem Weg zum Priestertum stärken und begleiten. Gestern hätte der Hl. Augustinus, dieser großartige Bischof und Kirchenlehrer, seinen Gedenktag begangen, und in zwei Tagen begehen wir den Gedenktag des Bischofs und Märtyrers Paulinus von Trier, der beinahe ein Zeitgenosse des Hl. Augustinus war, etwa 50 Jahre davor wirkte. Und heute schauen wir auf den Hl. Johannes den Täufer.


Im Römischen Kalender ist er der einzige Heilige, vom dem wir sowohl die Geburt, am 24. Juni, als auch der Tod durch das Martyrium feiern. Ausser bei ihm geschieht dies nur bei der seligen Jungfrau Maria, und natürlich bei unserem Herrn und Heiland Jesus Christus selbst. 

Der heutige Gedenktag geht auf die Weihe einer Krypta in Sebaste in Samaria zurück, wo bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts sein Haupt verehrt wurde. Dann dehnte sich der Festtag unter dem Titel »Enthauptung Johannes’ des Täufers« auf Jerusalem, auf die Kirchen des Ostens und nach Rom aus. Im Römischen Martyrologium wird eine zweite Auffindung der kostbaren Reliquie erwähnt, die bei diesem Anlaß in die Kirche »San Silvestro a Campo Marzio« in Rom überführt wurde.

Durch diesen Blick in die Geschichte des Gedenktages können wir erkennen, wie alt und tief die Verehrung des hl. Johannes des Täufers ist. 

Wir kennen seine unersetzliche Rolle, wie sie in den Evangelien beschrieben wird. Der hl. Lukas, dem wir ja auch das Kindheitsevangelium Jesu verdanken, spricht über seine Geburt. 

Johannes ist das Geschenk Gottes, um das seine Eltern, Zacharias und Elisabet, lange gebetet hatten (vgl. Lk 1,13): Weil sie schon in hohem Alter waren, wagten sie kaum noch darauf zu hoffen, insbesondere aufgrund der Unfruchtbarkeit der Elisabeth.(vgl. Lk 1,7). Aber für Gott ist nichts unmöglich (vgl. Lk 1,36).

Die Ankündigung der Geburt dieses Kindes geschieht am Ort des Gebets, im Tempel von Jerusalem, ja sie geschieht als seinem Vater Zacharias das große Vorrecht zufällt, in das Allerheiligste des Tempels einzutreten, um dem Herrn das Rauchopfer darzubringen (vgl. Lk 1,8–20). Auch die Geburt des Täufers ist vom Gebet geprägt: Zacharias erhebt einen Gesang des Lobpreises und des Dankes. Jeden Morgen singt die Kirche in den Laudes das »Benedictus«, in dem Zacharias das Wirken Gottes in der Geschichte preist und prophetisch auf die Sendung seines Sohnes Johannes verweist, nämlich dem menschgewordenen Sohn Gottes voranzugehen und ihm den Weg zu bereiten (vgl. Lk 1,67–79).

Lukas beschreibt uns weiter sein weiteres Leben und wirken.

Johannes der Täufer beginnt mit seiner Verkündigung unter Kaiser Tiberius im Jahr 27/28 n. Chr.

Er fordert die Menschen, die zum Jordan gekommen sind, um ihn zu hören, deutlich auf, den Weg für die Aufnahme des Herrn zu bereiten, die krummen Wege des eigenen Lebens durch eine radikale Umkehr des Herzens gerade zu machen (vgl. Lk 3,4). Eine Aufforderung, die heute ebenso aktuell ist wie vor 2000 Jahren. Doch Johannes beschränkt sich nicht darauf, Buße und Umkehr zu predigen, sondern er erkennt Jesus als das »Lamm Gottes«, das gekommen ist, um die Sünde der Welt hinwegzunehmen (vgl. Joh 1,29). Diese Erkenntnis ist uns so wertvoll und kostbar geworden, dass sein Ausruf „Ecce Agnus Dei, ecce, qui tollit peccata mundi“ beim Erheben der hl. Hostie in jeder heiligen Messe ausgesprochen wird. 

Zugleich erkennen wir an Johannes dem Täufer, verwandt mit Jesus, ihm vorangegangen, eine so tiefe Demut, auf Jesus, den wahren Gesandten Gottes, zu zeigen und selbst zurückzutreten, damit Christus wachsen kann, gehört werden kann und man ihm nachfolgen kann. Als letzte Tat bezeugt der Täufer mit seinem Blut seine Treue zu den Geboten Gottes, ohne nachzugeben oder zurückzuweichen, und erfüllt so seine Sendung bis ins Letzte. 

Im Markusevangelium haben wir soeben von seinem dramatischen Tod gehört.

Der hl. Beda venerabilis, ein Mönch des 8. Jahrhunderts, sagt in seinen Predigten: Der hl. Johannes gab für [Christus] sein Leben hin, auch wenn ihm nicht geboten wurde, Jesus Christus zu verleugnen. Ihm wurde nur geboten, die Wahrheit zu verschweigen (vgl. Hom. 23: CCL 122,354).

 

Im heiligen Johannes dem Täufer dürfen wir eine große Gestalt erkennen, seine Kraft im Leiden, im Widerstand gegen die Mächtigen. 

Woher nahm Johannes die Kraft für diese Konsequenz in seinem Leben, für seine Demut, seine Hingabe an Gott? 

Die Antwort ist einfach und schwierig zugleich: Es war seine innige Beziehung zu Gott. Es war seine Bereitschaft, sich frei zu machen von irdischem Zwang, von Machtspielen der Mächtigen, von Karrieredenken, Kalkül und Opportunismus. Er ist für die Wahrheit eingetreten. Er hat für die Wahrheit sein Leben hingegeben. 

Johannes der Täufer ist nicht nur ein Mann des Gebets, des ständigen Kontakts mit Gott, sondern er will auch uns zu dieser Beziehung mit Gott  hinführen. 

 

Bedenken wir nur, dass die Jünger Jesu ihn baten, sie beten zu lehren, wie auch schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. (vgl. Lk 11,1).

 

Lernen wir vom heiligen Johannes!

Von seiner Liebe zu Gott und damit zur Wahrheit, von seiner unverbrüchlichen Treue, vor allem von seiner Bereitschaft, stets hinter den Herrn zurück zu treten, auf Jesus Christus hinzuweisen, und niemals sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. 

 Der hl. Johannes der Täufer möge für uns Fürsprache halten, damit wir stets den Primat Gottes in unserem Leben zu wahren wissen.

Amen.