Aschermittwoch 22.2.2023

»Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.« – Mit diesem Satz endete die erste Lesung aus dem Buch Joël. Die Antwort Gottes auf die Bemühungen seines Volkes, Umkehr zu leben, wird so beschrieben. Gott hat Erbarmen mit seinem Volk. 

Wenn wir mit dem heutigen Tag die 40 Tage der Fastenzeit beginnen, dann darf dieses Leitwort jeden Tag begleiten: Gott hat Erbarmen mit einem Volk. 

Aus Erbarmen ist Gott Mensch geworden, hat die Armut des Stalls von Betlehem ebenso auf sich genommen, wie die Tragik des Kreuzestodes. Aus Erbarmen lässt er uns nicht im Tod, sondern nimmt uns durch in seinen Sieg, in seine Auferstehung mit. 

Und aus diesem Blickwinkel ruft uns Paulus heute zu: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“

Wie kann diese Versöhnung geschehen? Welche Schritte können wir in den kommenden Tagen in unserem Leben tun? 

Es geht sicher nicht um Äußerlichkeiten. Nicht um die großen Bußwerke mit Öffentlichkeitswirksamkeit, sondern um eine Umkehr des Herzens. Um die Bereitschaft, neu auf den Mitmenschen und auf sich selbst hinzuschauen. Um die Bereitschaft, Barmherzigkeit zu üben, aus Selbstverständlichkeit, nicht aus Zwang oder Populismus. 

Es geht um ein »Anders-Sein« vor Gott, in der konkreten Gesellschaft – und nicht zuletzt auch vor sich selbst. 

Die Masken des Faschings sind gefallen. Jetzt dürfen auch die Masken des Lebens fallen, hinter denen wir uns oft verstecken. Jetzt dürfen wir so sein, wie wir wirklich sind, nicht beschönigen und nicht Theater spielen. Und den Herrn selbst auf die dunklen Flecken unseres Daseins schauen lassen, weil er heilt und erlöst. 

Amen.