Allerseelen 2. November 2025
Wir sind heute zusammengekommen, um Allerseelen zu feiern, den Tag, an dem die Kirche aller Verstorbenen gedenkt. Es ist ein Tag, der uns einlädt, über die tiefste Wahrheit unseres Glaubens nachzudenken: die Gemeinschaft der Heiligen und die Hoffnung auf das ewige Leben. Allerseelen ist nicht nur eine schmerzliche Erinnerung an den Verlust, sondern vor allem ein Akt des Glaubens und der Liebe, der uns mit jenen verbindet, die uns im Tod vorausgegangen sind. Mit jenen, die uns nahe standen, die einen leeren Platz in unserem Leben hinterlassen haben, den niemand mehr einnehmen kann.
Die Kirche lehrt uns, dass die Seelen, die diese Welt verlassen, aber noch nicht vollkommen von lässlichen Sünden gereinigt sind oder noch nicht vollständig für vergangene Übertretungen gesühnt haben, von der beseligenden Schau Gottes ausgeschlossen sind. Dieser Zustand der Reinigung, das Fegefeuer, ist eine feste Lehre der katholischen Kirche.
Doch diese Seelen sind nicht vergessen oder isoliert. Im Gegenteil: Sie sind weiterhin Mitglieder derselben Gemeinschaft der Heiligen. Sie warten in der Liebe Gottes auf ihre endgültige Vollendung, und wir, die Gläubigen auf Erden, können ihnen in dieser Zeit der Reinigung beistehen.
Papst Leo XIII. drückte diesen tiefen Wunsch der Kirche aus. Wir sollen den Seelen der Verstorbenen beizustehen, indem uns die Qualen der abgeschiedenen Seelen – wie der Papst es nannte, uns dazu bewegen sollen, eine heilige und heilsame Gedächtnisfeier für die Toten abzuhalten, damit sie von ihren Sünden befreit werden.
Wie können wir nun unseren geliebten Verstorbenen helfen, die sich in diesem Zustand der Reinigung befinden? Die Antwort liegt in den Mitteln, die uns die Kirche an die Hand gibt: Gebet, Almosen, andere Werke der Frömmigkeit und vor allem das Opfer der Heiligen Messe.
Die Lehre der Kirche ist klar: Die Seelen im Fegefeuer profitieren von den Gebeten der Gläubigen und insbesondere vom Altarsakrament. Die Kirche feiert das Opfer der Heiligen Eucharistie für die Toten nicht nur am Allerseelentag, sondern auch an anderen Tagen, wie am dritten, siebten und dreißigsten Tag nach ihrem Tod sowie an ihren Jahrestagen. Die Feier der Messe für die Seelen der Verstorbenen ist der christliche Weg, die Gemeinschaft mit jenen, die die Schwelle des Todes überschritten haben, im Herrn in Erinnerung zu rufen und zu bezeugen.
Die Fürbitten und Bittgebete, die die Kirche unablässig zu Gott erhebt, haben einen großen Wert. Sie sind charakteristisch für ein Herz, das auf Gottes Barmherzigkeit eingestimmt ist. In der Eucharistie, durch die allgemeinen Fürbitten und das Memento für die Toten, überbringt die versammelte Gemeinde dem Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes all jene, die gestorben sind, damit sie durch die Prüfung des Fegefeuers gereinigt werden und die ewige Freude erlangen.
Da die Gläubigen, die jetzt geläutert werden, Mitglieder der Gemeinschaft der Heiligen sind, können wir ihnen auch helfen, indem wir Ablässe für sie gewinnen. Auch Almosen und andere Werke der Frömmigkeit helfen den Armen Seelen, das ist unsere Glaubensüberzeugung.
Diese Taten sind ein Ausdruck unserer Solidarität mit den Verstorbenen und unserer Teilhabe an ihrem Heil in diesem wunderbaren Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen.
Die Liturgie des 2. November, die Gedächtnismesse aller gläubigen Verstorbenen, ist fest im jährlichen Ablauf der kirchlichen Feiern verankert. Sie ist so gestaltet, dass sie unsere Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben stärkt. Selbst wenn der 2. November – wie heuer – auf einen Sonntag fällt, wird die Messe zur Gedächtnisfeier aller gläubigen Verstorbenen gefeiert 8.
In den Gebeten dieser Messe bekennen wir das Geheimnis unserer Auferstehung und bitten Gott, dass unsere verstorbenen Lieben, die durch die österlichen Geheimnisse gereinigt wurden, die Freuden des ewigen Glücks empfangen mögen
Stellen Sie sich einen geliebten Menschen vor, der eine weite, schwierige Reise unternommen hat. Er ist fast am Ziel, aber der letzte Abschnitt ist der anstrengendste. Er kann das Ziel nicht aus eigener Kraft erreichen, aber er weiß, dass seine Familie und Freunde zu Hause für ihn beten, ihm dadurch Kraft und Durchhaltevermögen zusprechen, ihn unterstützen. Unsere Gebete und das Opfer der Messe sind diese spirituelle Unterstützung, die den Seelen im Fegefeuer Trost spendet und ihnen hilft, ihre Reinigung zu vollenden.
Es war der heilige Odilo von Cluny, der vor tausend Jahren anordnete, dass in den Klöstern seiner Kongregation jährlich das Gedächtnis aller gläubigen Verstorbenen abgehalten werden sollte, nannten diesen Brauch Allerseelen. Von der Abtei Cluny aus verbreitete er sich rasch und ist heute in der gesamten Weltkirche Praxis. Dies zeigt uns, wie tief die Sorge um die Seelen der Verstorbenen im Herzen der Kirche verwurzelt ist.
Allerseelen ist eine Katechese über die letzten Dinge. Es erinnert uns daran, dass auch unser Leben einmal an diese unausweichliche Grenze stößt, dass aber der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Übergang.
Beten wir beharrlich: Nehmen wir uns heute und in den kommenden Tagen besonders Zeit, für unsere Verstorbenen zu beten. Opfern wir die Heilige Messe für sie auf, denn das ist das mächtigste Gebet.
Und erkennen Sie, dass die Seelen im Fegefeuer Teil unserer Gemeinschaft sind. Wir sind nicht getrennt. Und wir leben in der Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit.
Wir wollen heute Gott danken für die Gewissheit, dass unsere Verstorbenen in sein liebevolles Herz eingeschrieben sind und auf die Gabe der kommenden Auferstehung warten.
Wir vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes, der sich von den Bitten seiner Kinder bewegen lässt, denn er ist der Gott der Lebenden.
Amen.