23. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C

4. September 2022

 

„Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein!“ 

„Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet!“

Diese Worte des Herrn, die wir heute im Evangelium gehört haben, die er heute uns gesagt hat – sie sind nicht einfach zu verstehen. Wenn wir aufmerksam zugehört haben, so durchdringen uns diese Worte. Sie rühren uns in unserem tiefsten Innersten. Denn Christsein – so zeigt uns Jesus heute – Christsein ist keine passive Haltung, ist nicht einfach ein Gang zur Kirche, um dem Sonntagsgottesdienst beizuwohnen, sondern ist TAT. 

Nachfolge Christi heißt: Ehrlich SEINE Spuren auch in unserer Zeit suchen, IHM nachgehen, der uns den Weg vorangegangen ist, den Weg des Heiles und der Erlösung – aber eben den Weg, der auch durch das Leiden, den Weg, der ans Kreuz geführt hat.  Den Weg aber auch, der schließlich den Tod überwindet, die Auferstehung durchschreitet und zur ewigen Herrlichkeit führt. 

Der Herr fordert von seinen Jüngern nicht nur ein Bekenntnis zu seinem Namen, er gibt sich nicht einfach zufrieden mit Lippenbekenntnissen, denen keine Taten folgen. Er möchte uns als Menschen ganz in seiner Nachfolge wissen, nichts soll es geben, das uns von ihm trennt, kein weltliches Ansehen, keine Anhänglichkeiten an andere Menschen, die von IHM als letztes Ziel ablenken, ja keine Anhänglichkeit an irgendwelchen irdischen Besitz, der unseren Blick von IHM, dem einzigen wahren Schatz unseres Lebens abwenden könnte. 

Ich weiß, solche Worte – im 21. Jahrhundert gesprochen – erscheinen vielen als unglaubwürdig, vielleicht auch als untragbar. „So kann man das heute nicht mehr sehen!“, ist oftmals die Antwort von Menschen, die diese Worte des Herrn zwar hören, letztlich aber nicht die Konsequenzen in ihrem Leben ziehen können oder wollen.

Als Menschen des 3. Jahrtausends haben wir auf Erden viel erreicht. Die Technik hat uns einen ersten zaghaften Griff zu den Sternen ermöglicht. Wir sind zum Mond geflogen, haben kleine Roboter zu anderen Planeten geschickt. Wir verändern die Pflanzen und Tiere genetisch, um Lebensmittel haltbarer und uns das Leben leichter zu machen. Wir haben große medizinische Fortschritte zu verzeichnen, können Krankheiten heilen, die bis vor kurzem noch als unheilbar gegolten haben.

Doch sind wir mit all diesem Schaffen und Treiben, mit all diesem Tun, das in sich sehr viel Wert hat,  dem WAHREN SCHATZ unseres Lebens, nämlich dem Gottessohn Jesus Christus, ja sind wir unserem letzten Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen?

Das Wissen der Menschen, ihre Leistungen in Wissenschaft, Forschung und Technik bergen auch eine Gefahr in sich: Den trügerischen Eindruck, daß uns alles in die Hand gegeben ist, daß wir die Meister unseres Schicksals sind, ja , daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir alles über die Geheimnisse des Lebens und der Welt wissen. 

Es ist wahrlich ein trügerischer Eindruck, denn wir müssen sehr schnell erkennen, daß uns vieles verborgen bleibt, mehr noch, daß vieles dem Menschen und seiner Erkenntnis oder Handhabe entzogen ist.

Immer wieder stehen auch Wissenschafter vor Rätseln, die unlösbar sind, immer wieder müssen auch Fachleute nach jahrelangen Studien ihren Irrtum eingestehen, immer wieder sehen wir in unserem eigenen Leben, daß unser Wissen sehr beschränkt, unsere Erkenntnis begrenzt und unser Können oft nicht ausreichend ist.

Heute wie damals gilt also das Wort aus dem Buch der Weisheit, das wir gehört haben:

„Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt, wer kann dann ergründen, was im Himmel ist.“

 

Eines aber ist uns klar vor Augen gestellt. Vor mehr als 2000 Jahren ist Gott Mensch geworden, auf dieser unserer Erde, er hat all unsere Sünden, all unsere Leiden und Schwächen getragen, er ist für uns gestorben, er hat den Tod überwunden, um uns zur Herrlichkeit der Auferstehung zu führen. 

Aus dieser Erkenntnis, für die über 2000 Jahre hinweg viele Verfolgung, Gefängnis und Tod in Kauf genommen haben, wie uns Paulus auch bezeugt, aus dieser Erkenntnis dürfen wir die Herrlichkeit jenes wahren und einzigen Schatzes, jenes letzten Ziels erkennen, das uns von Gott geschenkt ist, das ER für uns vorbereitet hat und nun voller Sehnsucht auf jeden Einzelnen von uns wartet, bis wir dieses große Geschenk auch wirklich annehmen.

 

Der Herr fordert viel von uns, weil er uns noch mehr, ja Unendliches schenken möchte. Der Herr will, daß unsere Irdischen Anhänglichkeiten und Verpflichtungen nicht von IHM, von unserem letzten und einzig wahren Ziel abweichen.  Mögen uns auch die Pläne Gottes oftmals verborgen sein, mögen wir Menschen oft nicht verstehen, was Gott uns mit so manchem Ereignis, wohl auch mit so manchem Schicksalsschlag sagen will, wichtig ist, daß unser Herz zuerst für IHN schlägt, weil wir von IHM alles empfangen haben. Wichtig ist, daß unser ZIEL zuerst ER ist, weil er auch unseren ANFANG gesetzt hat und uns mit seiner Gnade begleitet.

 

Bitten wir den Herrn heute erneut, daß er unser Herz öffne für seine Botschaft. Bitten wir ihn, daß er uns dabei hilft, IHN wirklich als unseren Urgrund und als unser wahres und einziges Ziel zu erkennen und anzuerkennen.  Lassen wir uns von Seiner Liebe führen und sagen wir in unserem Leben JA zu seinem göttlichen Plan!

Amen.