32. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C

 

Liebe Schwestern und Brüder, versammelte Gemeinde!

Wenn es um das Leben geht, um mein eigenes, um ihres, da erwarten wir keine theologischen Spitzfindigkeiten oder spirituellen Spiele. Gerade, wenn es um Leben oder Tod geht, da erwarten wir eine klare Antwort. Und Jesus gibt uns diese Antwort heute in seiner Auseinandersetzung mit den Sadduzäern. 

Die Sadduzäer, Vertreter einer liberal-religiösen Partei und Widersacher der Pharisäer, glaubten nicht an die Auferstehung und damit auch nicht an ein Weiterleben nach dem Tod. Mit ihrer öffentlichen Auseinandersetzung wollen sie Jesus dem Spott der Öffentlichkeit preisgeben. Was dahinter steht, ist gefährlicher und gewinnt auch in unseren Tagen wieder die Oberhand: Immer mehr Menschen, sogar Christen, vertrauen nicht mehr auf das Leben; sie setzen auf den Tod und damit auf ein Ende von allem. 

Aber auf den Tod kann man nicht bauen, nur auf das Leben. Epikur sagte: „Solange ich bin ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, bin ich nicht mehr! Wie kann man also auf etwas bauen, das uns niemals wirklich in unserem jetzigen Zustand antrifft. 

Auf alles Negative der Welt können wir nicht bauen, weder auf Angst, noch auf Wut, weder auf Neid, noch auf Eifersucht! Das alles trägt den Keim des Todes in sich. Auch wenn es Politiker so mancher totalitärer oder pseudodemokratischer Regierungen versuchen – Auf Dauer wird es nicht funktionieren und führt ins Verderben. Denn ein Bauen auf das Negative, auf den Tod kann nichts mit Gott zu tun haben, denn er ist, kein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Damit stellt sich Jesus gegen die Überzeugung der Sadduzäer. 

Es gilt also, die Kräfte des Lebens beim Namen zu nennen: jene Kräfte, die uns über unser irdischen Leben hineinreichen in die Welt und das Leben Gottes. Die Kraft der Liebe gegen den Hasse; die Kraft der Barmherzigkeit gegen die Härte; die Kraft der Gerechtigkeit gegen die Gewalt; die Kraft der Hoffnung gegen die Angst. 

Auch wenn die Fragesteller Jesus mit der Auferstehung der Toten konfrontieren, geht es ihnen nicht darum - Sie wollen ihm mit ihrem dürftigen, einseitigen, diesseitigen Glauben eine Falle stellen. So als könne es für Gott ein Problem sein, welchem Mann die Frau nach sieben Ehen gehöre. An dieser Frage wird weder das Reich Gottes noch das ewige Leben scheitern. 

Jesus stellt sich auf die Seite des Lebens. Er schiebt die nutzlosen Spitzfindigkeiten beiseite: „Für Gott sind alle lebendig“, sagt er. Wem Gott das Leben zuspricht, der bleibt, der hat Bestand für immer. „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen“, sagt uns das Buch Deuteronomium. So spricht Gott zu seinem Volk. Er bietet uns das Leben an!

Aus dieser Beziehung zu Gott haben wir alle das Leben; sollten wir eine andere Wahl treffen? Mit unserer Wahl des Lebens ist zugleich eine Verheißung verbunden: Wir sollen zum Segen werden. Würde Gott an unserer Stelle die Welt in die Hand nehmen, wäre sie sicher eine Welt geglückter Beziehungen. Vielleicht nicht frei von Leid und Schmerz, aber voll von Zuwendung und Solidarität.  Gesegnet und zur Vollendung bestimmt. 

Wer die Auferstehung leugnet, der leugnet nicht nur das Leben, er leugnet auch die Liebe, er predigt den Tod und alles was zum Tode führt: Gewalt, Feindschaft, Hass, Ungerechtigkeit, Egoismus. 

Jesus selbst traut dem Leben, er vertraut der Liebe, er kann dadurch bewusst auf sein Sterben und seinen Tod zugehen, denn er wird nicht untergehen. 

Alfed Delp zieht die Schlussfolgerung aus dem Vertrauen Jesu: „Wir trauen dem Leben, weil Gott es mit uns lebt.“ Diese Linie des Vertrauens dürfen wir getrost in unser Leben fortsetzen. 

Deshalb ist es für uns ein Glück, dass wir nicht nur die nutzlose Diskussion mit den Sadduzäern im Blick haben müssen, dass wir uns nicht dem Unglauben und damit der Unsicherheit aussetzen müssen, sondern im Vertrauen auf Gottes Wort und im Licht der Auferstehung Jesu lesen können, was Gott mit uns vorhat: Leben in Fülle!