Christkönigssonntag, 20. November 2022

Während vielerorts die Adventmärkte schon ihre Pforten geöffnet haben, während so manche vielleicht in ihrer Wohnung schon ein wenig Adventzauber herbeiführen, mutet uns die Leseordnung der Kirche die Kreuzigung des Herrn zu. 

Und diese Zumutung sollten wir näher bedenken. Über Jesus ist am Kreuz eine Tafel angebracht: Der König der Juden. Und wir feiern ihn heute als König. Wir feiern ihn als König, mehr als hundert Jahre nach dem Ende der Monarchie in Österreich. Wir feiern ihn als König, obwohl wir spüren, wie viele Monarchien und Königreiche dieser Welt nur noch in der Nostalgie, oft in repräsentativen Aufgaben bestehen. 

Allein daraus erkennen wir, dass er ein ganz anderer König ist. Ein König, der vom Kreuz herab herrscht. Ein König, dessen Macht sich dort erweist, wo wir Menschen nur mehr Ohnmacht erkennen können. Ein König, der dort die ganze Welt umarmt und birgt, wo seine Hände festgenagelt sind an den groben Balken des römischen Folter- und Hinrichtungsinstrumentes. Ein König, der kaum noch sprechen kann, dessen Worte jedoch diese Welt von Grund auf revolutionieren. Keine Parlamentsrede, keine „Rede zur Lage der Nation“ der Politiker oder Monarchen aller Zeiten kommt an gegen diese wenigen letzten Worte unseres Königs Jesus. Wir hören sozusagen den ersten "Heiligsprechungsprozess" der Weltgeschichte. Da verheißt er dem Mitgekreuzigten das Paradies und öffnet damit uns die Augen, dass unser Weg nicht in der Verlassenheit und Verzweiflung des Todes endet, sondern unsere Zukunft auf Ewigkeit hin ausgerichtet ist. Da verzeiht er denen, die ihm dieses Schreckliche antun und zeigt uns damit, dass es in unserem Leben nicht um Rache und Vergeltung, um „Aug um Aug und Zahn um Zahn“ gehen darf, sondern dass der Weg der Liebe, den dieser König Christus bedingungslos und kompromißlos gegangen ist, auch unser Weg sein muss. Täglich neu. 

„Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“, sagt Paulus von diesem Christus. 

Und dieses Wort sollte uns mitten ins Herz treffen. Was haben wir Menschen, was hat unsere Sünde mit diesem Ebenbild des unsichtbaren Gottes gemacht, dürfen wir uns fragen, wenn wir den geschundenen, blutenden Jesus am Kreuz hängen sehen. 

Schauen wir hin auf diesen Herrn, den König des Himmels und der Erde, der dem Pilatus gesagt hat, dass sein Königreich nicht von dieser Welt ist. 

Denn das hilft uns, das oft so absolut Scheinende dieser Welt zu relativieren. Das hilft uns, dort wo uns – auch und vor allem um des Glaubens willen – Widerspruch und Ablehnung entgegenschlägt, neuen Mut zu fassen. 

„Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche“, sagt uns Paulus heute. Wecken wir in uns neue Freude, zu dieser Kirche gehören zu dürfen. Und bitten wir unseren Herrn, dass wir als treues Glied seines Leibes, seiner Kirche, Zeugnis ablegen für die Herrlichkeit Gottes in unserer Welt. 

Amen.