15. August 2025: Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel
Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein Tag, der unser Herz mit Freude und Hoffnung erfüllen soll.
Wir dürfen die einzigartige Gnade preisen, die Gott der Jungfrau Maria zuteilwerden ließ, indem er sie nach Vollendung ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufnahm. Dieses Dogma, das von Papst Pius XII. am 1. November 1950 feierlich verkündet wurde, ist ein Akt des Lobes und der Verherrlichung der Heiligen Jungfrau und ein Grund zur Freude für die ganze Kirche.
Die Lesungen dieses Tages führen uns tief in das Geheimnis dieser Verherrlichung Mariens ein.
Die erste Lesung aus dem ersten Buch der Chronik erzählt uns von der feierlichen Überführung der Bundeslade nach Jerusalem. König David berief ganz Israel zusammen, um die Lade des Herrn an den Ort zu bringen, den er für sie hergerichtet hatte. Die Leviten trugen die Lade mit den Tragstangen auf ihren Schultern, und die Sänger ließen zum Freudenjubel laut ihr Spiel ertönen. Die Lade Gottes wurde in das Zelt gebracht, das David für sie aufgestellt hatte, und Brand- und Heilsopfer wurden dargebracht.
Die Bundeslade war das heiligste Objekt Israels, das die Gegenwart Gottes unter seinem Volk symbolisierte. In ihr wurden die beiden Tafeln des mosaischen Gesetzes aufbewahrt, die Gottes Wunsch ausdrückten, den Bund mit seinem Volk zu bewahren. Die Väter der Kirche und die liturgische Tradition haben Maria oft als die neue Bundeslade bezeichnet. Auch in der Lauretanischen Litanei wird Maria als »Bundeslade« oder »Arche des Bundes« angerufen.
So wie die Bundeslade die Gegenwart Gottes beherbergte, so hat Maria Jesus in sich aufgenommen, das lebendige Wort, den ganzen Inhalt von Gottes Willen und Wahrheit. Sie wurde zum Tabernakel, in dem das Wort Gottes in der Fülle der Zeit Wohnung nahm: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14). Papst Franziskus betonte, dass Maria die wahre Bundeslade ist, die den inkarnierten Herrn in die Welt bringt.
Die Aufnahme Mariens in den Himmel ist die höchste Krönung ihrer Privilegien, da sie, wie ihr Sohn, den Tod überwand und mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde. Ihre Aufnahme ist die endgültige Erfüllung aller Wirkungen der einen Mittlerschaft Christi, des Erlösers der Welt und des auferstandenen Herrn.
Die zweite Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther spricht vom Sieg über den Tod. Paulus schreibt: »Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«
Die Auferstehung Jesu ist die entscheidende Wahrheit des christlichen Glaubens und der Höhepunkt des Pascha-Mysteriums. Christus ist der Erstling derer, die entschlafen sind, und seine Auferstehung ist der Hoffnungsanker unserer eigenen Auferstehung. Für Maria wurde die Verherrlichung ihres Leibes durch ein besonderes Privileg vorweggenommen. Sie, die unbefleckt empfangen wurde und frei von aller Erbsünde bewahrt blieb, wurde mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen. Ihr Sieg über den Tod ist ein Zeichen und eine Verheißung für uns alle, dass auch wir durch Christus am Sieg über Sünde und Tod teilhaben werden.
Das Evangelium nach Lukas berichtet von einer Frau aus der Menge, die Jesus zurief: „Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat!“ Jesus erwiderte: „Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen“.
Diese Antwort Jesu ist keineswegs eine Herabsetzung Mariens, sondern vielmehr eine tiefere Offenbarung ihrer wahren Größe. Maria ist nicht nur selig, weil sie Jesus leiblich geboren hat, sondern vor allem, weil sie das Wort Gottes bei der Verkündigung angenommen, geglaubt und ihm gehorsam war. Sie ist die erste und vollkommenste Jüngerin ihres Sohnes, die das Wort Gottes in ihrem Herzen bewahrte und es ihr ganzes Leben lang erfüllte. Ihre Seligkeit liegt in ihrer vollkommenen Vereinigung mit Gott und ihrer vollkommenen Hingabe an den göttlichen Willen.
Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel lädt uns ein, über unsere eigene Berufung zur Heiligkeit nachzudenken.
- Maria als Vorbild des Glaubens: Wie Maria sind auch wir aufgerufen, das Wort Gottes zu hören und es in unserem Leben zu befolgen. Es ist nicht genug, nur Zuhörer zu sein; wir müssen Täter des Wortes sein. Unsere persönliche und gemeinschaftliche Beziehung zu Gott hängt von unserer wachsenden Vertrautheit mit dem Wort Gottes ab.
- Maria als Zeichen der Hoffnung: Marias Aufnahme in den Himmel ist ein Zeichen unserer sicheren Hoffnung. Sie zeigt uns das Ziel der Heiligkeit, zu dem Gott alle Glieder der Kirche beruft. In ihr sehen wir den klaren Weg zur geistlichen Reife und christlichen Heiligkeit.
- Maria als Mittlerin: Durch ihre Mittlerschaft, die der des Erlösers untergeordnet ist, trägt Maria auf besondere Weise zur Vereinigung der pilgernden Kirche auf Erden mit der eschatologischen und himmlischen Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen bei.
Schlussfolgerung
Wir wollen heute Gott preisen für die Wunder, die er in Maria gewirkt hat. Zugleich dürfen wir diesen Tag als Tag der Hoffnung feiern, denn Maria, die mit Leib und Seele bei Gott ist, zeigt uns die Sehnsucht Gottes, uns alle einmal in dieser Weise bei sich zu haben.
Möge Maria, die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, uns auf unserem Weg des Glaubens begleiten und uns helfen, das Wort Gottes immer tiefer in unserem Herzen zu bewahren und es in unserem Leben zu verwirklichen.
Amen.