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3. Sonntag im Jahreskreis  A – 22. Jänner 2023

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Das ist die zentrale Aussage des heutigen Evangeliums. Das ist eine Zusage, eine Verheißung, zugleich ein Aufruf und  Anspruch des Herrn an uns, an jeden Einzelnen. 

Kehr um! Beginne neu, nimm Abschied von all der alten Anhänglichkeit an das Böse, nimm Abschied von deinem krampfhaften Festhalten an Menschen-gemachten Ideologien und Systemen. Lass dich von mir, deinem Retter, herausreißen aus aller Sünde und Tod, aus den Gleisen, die du dir selbst gelegt hast, die aber ins Nichts führen, aus Gewohnheiten, die zwar nicht an sich böse sind, dich   jedoch mehr und mehr gefangen nehmen! Beginne neu mit mir, deinem Gott, weil ich den ersten Schritt getan habe!

Es ist ein Evangelium von Abschied und Neubeginn. Der Herr ruft auf, uns vom alten Weg zu verabschieden, seinen Weg neu zu beginnen. 

Johannes der Täufer, jener für die damaligen Menschen unangenehme, für viele sogar lästige Prediger, der in seiner Kritik auch  Könige nicht verschonte, rief bereits zur Umkehr auf. Mit einem sichtbaren Zeichen, dem Untertauchen im Jordan, der Taufe, sollten die Menschen bezeugen, dass sie zu dieser Umkehr bereit sind. 

Und nun ist es Jesus selbst, der  aus den einfachen Fischern Jünger in seine Nachfolge ruft. Auch sie nehmen Abschied von ihrem bisherigen Leben, um neu zu beginnen, auf diesem Weg der Nachfolge, nahe beim Herrn.

Und dieses bisherige Leben war in sich nicht böse. Es war das Gewohnte. Den Beruf haben sie vielfach vom Vater übernommen, seit Generationen waren alle in der gleichen Sparte tätig. Es war das Gewohnte, aber doch nicht jener Weg, den Gott für sie vorgesehen hatte. Jeder, der in den Priester- oder Ordensstand eintritt, der diesen leisen – manchmal auch lauten – Ruf im Herzen hört und spürt, kennt diese Gedanken. War alles schlecht, was ich bisher getan habe? – Nein, müssen wir hier ganz klar sagen. Aber Gott hat für dich etwas anderes vorbereitet. 

 

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Das Himmelreich ist mit dem Kommen des Messias angebrochen. Er ist der „Immanuel“, der Gott mit uns, kein ferner Gott, den das Treiben seiner Menschen nicht interessiert, sondern ein Gott, der mit uns lebt. Ein Gott, der mit uns leidet, der für uns stirbt, um uns mit seiner Auferstehung in das Leben zu führen, das in der Gemeinschaft mit ihm kein Ende hat!

 

Es bricht ein neues Licht auf für die Menschen, ein Licht von diesem Messias, das in die Dunkelheit der Sünde und des Todes, in die Finsternis des menschlichen Egoismus und der Ungerechtigkeit strahlt. Der Evangelist zitiert aus dem Jesajabuch die Stelle, wo das Volk, das im Dunkeln lebt,  das helle Licht sieht. War es bei Jesaja um die beiden israelitischen Stämme Sebulon und Naftali gegangen, die als Bevölkerung von Galiläa 732 v. Christus durch die Assyrer verschleppt und in die Dunkelheit der Geschichtslosigkeit hinausgeworfen wurden, so bezieht Matthäus nun dieses Wort auf die Menschheit allgemein, denn wir alle sind der Erlösung durch Jesus Christus bedürftig, wir alle, heute ebenso wie damals vor über 2000 Jahren. Wir dürfen die Arme zu ihm, unserem Retter erheben und unseren Schritt der Umkehr mit seiner Hilfe neu wagen. 

Niemand kann sich von dieser Umkehr ausschließen, keiner hier in unserer Gemeinde, keine Ordensfrau, kein Diakon, kein Priester, kein Bischof, kein Papst. Jeder Heilige ist in seinem Leben den Weg der Umkehr, den Weg hin zum Herrn gegangen. 

Dieser Weg der Umkehr, dieser Weg des Abschieds und des Neubeginns, ist oftmals auch mit menschlichen Schmerzen verbunden. Es kann und darf den Trennungsschmerz von lieb gewordenen, aber dennoch falschen Eigenschaften in meinem Leben geben. Denn der Lohn, nämlich die Gemeinschaft mit Christus, lässt letztlich all dieses kleine menschliche Leid vergessen. 

Hermann Hesse schrieb in seinem Gedicht „Stufen“:

 

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern 

In andere, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

 

Jesus Christus hat diesen Lebensruf an unser Herz erschallen lassen, er selbst ist dieser Lebensruf, der uns zum Neubeginn mit ihm führen will. Bitten wir ihn um die Kraft, Abschied zu nehmen von allem, was uns von ihm trennt, bitten wir ihn um den Mut und die Tapferkeit, ohne Trauern uns ihm anzuschließen, wie damals die Apostel, wie so viele tausende Heilige in den letzten 2000 Jahren. Und lassen wir uns – wie Hesse schreibt – von dem Zauber des neuen Anfangs ergreifen, von der tiefen Herzensfreude, Menschen der frohen Botschaft zu sein und immer mehr zu werden. Folgen wir dem Aufruf des Heiligen Paulus, einmütig zu sein, keine Spaltungen zu dulden, um so ein Zeugnis für Gottes Nähe und Gegenwart abzulegen. Seien wir Menschen, die das Licht des Herrn in das Dunkel unserer Welt tragen.

Amen.