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Erster Fastensonntag A - 26.2.2023

 

»Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.« 

Dies ist wohl der Schlüsselsatz unserer heutigen Frohbotschaft. Jesus wird in der Wüste vom Teufel versucht. Er hält aber diesen Versuchungen stand. Was von Adam und Eva im Paradies verloren war, das gewinnt uns der Gottessohn zurück. Wo die ersten Menschen durch die Einflüsterungen des Bösen schwach wurden, da beweist Jesus Kraft und göttliche Stärke.  Jesus Christus ist wohl der machtloseste Mächtige, der menschlichste Göttliche. Er propagiert kein Streben nach Macht und Einfluss, ja nicht einmal nach menschlichen Bedürfnissen wie Nahrung. Jesus negiert das Böse nicht, weicht ihm nicht aus, sondern stellt sich ihm mit der vollen Überzeugung des göttlichen Wortes entgegen. Er nennt die Anweisungen aus den Schriften des Alten Bundes, er stellt sich hinein in die Tradition seines Volkes, mit dem Gott seinen Bund zuerst geschlossen hat.

Die Erzählung vom Sündenfall im Paradies zeigt uns deutlich, wie der Mensch sich die Frage nach der Herkunft des Bösen stellt. Gott will das Böse nicht, will die Sünde des Menschen nicht. Aber durch den freien Willen, den er dem Menschen gegeben hat, liegt auch die Möglichkeit zum »Nein« gegen Gott in unserer Natur begründet. 

Das Buch Genesis zeigt uns so mit aller Schärfe, dass sowohl ein schwacher menschlicher Wille als auch das Verlangen nach Erkenntnis und Macht letztlich zum Bösen, zur Abwendung von Gott geführt haben. 

Ist es nicht so auch in unserem Leben? Führt nicht genau dieses Verlangen, mehr zu wissen, als mir zusteht, mehr Einfluss zu haben, als ich habe, dazu, gerne mit dem Dunkeln zu buhlen, anstatt rückhaltlos auf Gottes Wort zu hören und seiner Stimme zu folgen?

Ist es nicht auch bei uns so, dass wir – getrieben vom Wunsch nach mehr Einfluss und Macht, beseelt vom Gedanken, den anderen einen Vorsprung an Wissen und Erkenntnis vorauszuhaben, auch so manche krumme Tour nicht auslassen, um diesem Verlangen nachzugehen?

»Ihr werdet sein wie Gott«, flüstert die Schlange der Eva zu. Und Eva vergisst bereits auf all das Gute, das Gott ihr im Paradies geschenkt hatte. Nichts ist ihr mehr wichtig, nur das eine, das Verbotene, wird immer interessanter.

Jesus Christus zeigt uns einen anderen Weg. Er geht kompromisslos den Weg des Vaters, er lässt sich – vorbildhaft für uns alle – von den Verlockungen des Satans, Reichtum, persönliches Wohlbefinden, Einfluss, nicht verführen, sondern bleibt treu dem Wort, das Gott im Alten Bund seinem Volk geschenkt hat.

Jesus löst damit die Fesseln der Sünde von den Menschen, die sie seit der Schuld Adams belegt hatten. Paulus sieht diese Sünde Adams nicht als Individualschuld, sondern als Sünde, die die ganze Welt betrifft.

Denn wir können uns immer wieder in diesen Personen des Adam und der Eva wiederfinden, wir können, – wenn wir wirklich bereit sind, hinzuhören – erkennen, wie uns der böse Feind ins Ohr flüstert: »Gott liebt dich nicht, er wirft dir unhaltbare Schikanen auf deinen Lebensweg, er will nicht dein Heil, sondern deine Unterdrückung und Machtlosigkeit.«

In Wirklichkeit aber ist es gerade umgekehrt.

Die scheinbare Freiheit, die die Schlange verspricht, ist die Unfreiheit in der Sklaverei der Sünde,

 die erhöhte Erkenntnis lässt die Menschen sich vom liebenden Gott abwenden und eigene Wege gehen.

Die Befriedigung des eignen Verlangens verhindert letztlich, dass Gott uns all das schenken kann, was uns wirklich Not tut.

Mit den Texten des heutigen Sonntags ist uns bereits eine Heilsökonomie angedeutet, die sich wie ein roter Faden durch die österliche Bußzeit zieht: »Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteilwurde, leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus.«

Lassen wir uns in dieser Fastenzeit vom Herrn in die Wüste führen: In die Wüste der eigenen Seele, wo die Sandstürme der Verwirrung uns oftmals nicht aufblicken lassen zu Gott, unserem lieben Vater. Durch die Durststrecken des Eigensinns und Egoismus, die uns vergessen lassen, dass der Nächste uns als Ebenbild Gottes vor Augen tritt. Durch die sengende Hitze von Eifersucht und Leidenschaft, geschürt durch falsche Gottesbilder, durch eigenes Wollen und Blindheit vor der Wahrheit, wo Gott uns seine kühlende und heilende Gegenwart schenken möchte.

Lassen wir die österliche Bußzeit nicht vergehen, ohne diese Wüstenwanderung zu Ende gebracht zu haben, lassen wir sie nicht vergehen, ohne wirklich diesen Satz uns als Leitwort des Lebens zu Herzen zu nehmen: »Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.«