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16. Sonntag im Jahreskreis - A - 24. Juli 2023

"Gegen alles ist ein Kräutlein gewachsen", sagt uns ein Sprichwort. Damit wird ein Optimismus beteuert, der nicht wirklich bewiesen ist! Kennen wir nicht allzuviele Beispiele aus unserem Leben, wo es einfach keine Lösung gibt? Muss nicht so manches ganz einfach ertragen werden, mit Geduld, mit Durchhaltevermögen? Denken wir an das Gebet des Hl. Augustinus: "Herr, gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann, die Geduld, zu ertragen, was ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!" 

Wenn wir heute das Gleichnis von Kraut und Unkraut gehört haben, so prangert Jesus eine Haltung an, die unter uns Christen leider weit verbreitet ist. Wir sind oftmals sehr voreilig in unserer Feststellung, was denn Unkraut in dieser Welt ist. Da wird den einen das Christsein abgesprochen, andere werden "angehimmelt", als ob uns Menschen eine solche Entscheidung zustehen würde. 

Wir haben als Menschen nicht das Recht, sozusagen aus unserer eigenen Selbstgerechtigkeit heraus zu entscheiden, was menschliches Unkraut oder Kraut ist. Diese letzte Entscheidung ist Gott selbst vorbehalten. Die Selbstgerechten malen nur in Schwarz und Weiß, sehen nur HImmel und Hölle. Und dann sehen sie bald die Hölle weitaus öfter als den Himmel. Ein realistisches Bild unseres menschlichen Lebens kann nicht mit Schwarz und Weiss gemalt werden, da gibt es Farbe, Nuancen, Licht und Schatten. 

Natürlich dürfen wir dieses Bild vom Kraut und Unkraut nicht falsch verstehen. Wir sind in keiner Weise dazu aufgefordert, Unkraut zu fördern oder rdas Böse zu suchen. Wir sind als Christen auch nicht dazu verurteilt, in einer von "eingefrorenem Lächeln" begleiteten "Toleranzwelle" alles gut zu heißen und dabei zuzuschauen, wie dem christlichen Abendland durch Esoterik und vieles andere mehr nach und nach der Boden unter den Füßen weggezogen wird. 

Es geht Jesus nicht um ein Vermeidenwollen um jeden Preis. Dies hat nichts mit einer Entscheidung gegen die Hölle oder für den Himmel zu tun. Das Unkraut auf dem Feld wachsen zu lassen, heißt ja nicht, das Böse gleich zuzulassen, sondern bedeutet die Weisheit, mit genauem Blick darauf zu achten, dass im Taumel des "Vermeidenwollens" nicht auch das Gute nicht geschieht. Denn Christsein heißt aktiv das Gute tun und nicht aus Angst vor der bösen Tat in Untätigkeit verfallen. 

Manche Menschen sagen: "Ich brauche nicht beichten gehen. Ich habe NICHT gestohlen, NICHT gemordet, NICHT die Ehe gebrochen!". 

Gut, wenn sie diese Gebote eingehalten haben, aber WAS haben sie GETAN? Wird man Christ durchs NICHTS-TUN?

Wo bleibt dann nämlich das Zeugnis, von dem das Buch der Weisheit heute spricht? Wodurch bestätigt sich im Leben des Christen diese Aussage: »Es gibt keinen Gott, Herr außer dir, der für alles Sorge trägt«?

 

Weizen und Unkraut wachsen miteinander auf dem Acker des Lebens. Wenn wir an die "guten alten" Weizenfelder denken, nicht an die heutigen sterilen Monokulturen, dann waren dort vielerlei Arten von Pflanzen: Klatschmohn, Ackerwinde, Kornblume. Heute lassen wir diese Pflanzen durch Gifte oft gar nicht mehr mitwachsen. Es fehlt auch in unserer Seele etwas, wenn wir vorschnell so manches als gut oder schlecht abtun, wenn wir Begegnungen als gefährlich oder heilsam einschätzen, weil wir nicht mehr offen sind. 

Deshalb ist es oft schwer, Jesu Worte zu verstehen: "Leistet dem Bösen keinen Widerstand" oder gar: "Liebet eure Feinde..."

Dem Bösen keinen Widerstand zu leisten heißt ja noch lange nicht, es zu akzeptieren. Feindesliebe verlangt von uns ja auch nicht, den Gegner alles tun und machen zu lassen, sondern zu versuchen, ihn zu verstehen, vielleicht ihn sogar zur Umkehr zu bewegen. 

So manches "Unkraut" im Garten erweist sich als wertvolle Heilpflanze. So maches "Unkraut" im Acker unseres Lebens kann uns ein schönes Stück weiterhelfen, wenn wir mit Bedacht und Sorgfalt unser Leben betrachten, in Liebe darauf zugehen und zur rechten Zeit mit den Augen Christi erkennen lernen, was uns zum Heil dient. 

Weil der Heilige Geist für uns eintritt, uns stärkt und begleitet – wie es der Heilige Paulus heute der Gemeinde von Rom bezeugt, dürfen wir vertrauen, dass wir das rechte Maß finden. Dass wir nicht im Unkraut untergehen, aber zugleich nicht aus übergroßer Sorge die gute Saat ausreißen, bevor sie wachsen kann. 

Amen.