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Palmsonntag - 24. März 2024

 

Mit dem Evangelium des Einzuges unseres Herrn in Jerusalem und mit der Passionsgeschichte haben wir uns selbst in die Mitte dieser Ereignisse gestellt, die vor knapp 2000 Jahren in Jerusalem geschehen sind. Und wir dürfen nicht einfach darauf blicken wie auf andere Momente unserer Geschichte, die wieder in den dunklen Tiefen des unerbittlichen Zeitablaufes versunken sind. Es geht immer neu um uns im Hier und Heute. Es geht um unser Leben, um unsere persönliche Geschichte. Und vor allem geht es um unsere Zukunft. 

An diesem heutigen Palmsonntag, dem Auftakt der heiligen Woche, sollten wir uns die Frage stellen, mit welcher Person in der Passionsgeschichte wir uns identifizieren könnten. Und dies wird nicht nur eine Person aus dieser Geschichte sein. Sind wir vielleicht manchmal ein Judas? Manchmal ein Petrus, manchmal ein Johannes? Jubeln wir bisweilen, rufen den Herrn um Hilfe, um uns dann doch wieder von ihm abzuwenden. 

Wenn wir von Judas reden – uns mit ihm identifizieren in den kleinen und großen Verrats-Momenten unseres Lebens – , tun wir gut, den Blick nicht nur bei ihm allein zu lassen. Judas hat den Verrat vollendet - war er aber der Einzige? Was hat denn Petrus getan, den Jesus auf den Berg der Verklärung mitgenommen hat? Den er als den »Felsen« bezeichnet hat? Dem er die Schlüssel des Himmelreiches überantwortet hat?  Als er die Gefahr spürte, als die Magd an ihn herantrat und ihn als einen der Jünger erkannte, da beteuert er dreimal, Jesus nicht zu kennen. Wo ist uns dies bereits passiert in unserem Leben? 

Und wie war das mit Johannes? Auch er ist doch geflohen, und diese Flucht hat bei ihm, der an Jesu Brust gelegen, besonders schwer gewogen. Doch er hat die Kraft dazu bekommen, umzukehren,  er ist wiedergekommen und ist unter dem Kreuz gestanden.

Und das Volk von damals? Dem Jesus Hilfe über Hilfe erwiesen, die Kranken geheilt, die Hungrigen gespeist und die Herzen gestärkt hatte? Das Volk, das ihn als Messias erkannt und bejubelt hatte? Das Volk, das ihn zugleich verraten hat, als es ihm einen Straßenräuber vorzog! 

Oder finden wir uns vielleicht in der Person des  Pilatus wieder? Der auf eine geheimnisvolle Weise Jesus zu verstehen beginnt. Und der sich dann doch von kaltblütiger Logik, von Angst um den eigenen Posten, leiten lässt und scheinheilig seine Hände in Unschuld wäscht. 

In jeder Rolle können wir uns da und dort wiederfinden. 

Der heutige Tag, die Betrachtung des Einzugs des Herrn in seiner Stadt und seiner Passion, soll uns sehr eindringlich klarmachen: Der Verrat an Gott auf die eine oder andere Weise ist uns allen furchtbar nahe. 

Die dreißig Silberlinge können wir in viele »Währungen unseres Lebens« umrechnen. In Egoismus, Eitelkeit, Rachsucht, vielleicht auch Sinnlichkeit, Karrieresucht und vieles mehr. 

Wir stehen mitten in der Passion des Herrn, mit unserem Leben, mit unseren Talenten, mit unseren Verletzungen und Schattenseiten. 

Aber ER trägt dies alles ans Kreuz. Er stirbt, damit wir leben. Er lässt sich alles Menschliche rauben, damit wir neue Menschen werden können. 

Amen.