2. Sonntag der Osterzeit - 27. April 2025
„Ich war tot, doch siehe, ich lebe in alle Ewigkeit“ – Das ist die alles überwindende Aussage, die Johannes in seiner Vision vom Herrn hört. Ein Wort des Lebens, das wir verstehen können, weil uns das Osterfest und die Auferstehung des Herrn als klares Faktum in der Heilsgeschichte am Anfang der Kirche erscheinen.
Doch den Jüngern ging es damals anders. Langsam mussten sie ihren Glauben finden. Und Thomas, der es ganz genau wissen wollte, bettelt um einen klaren Beweis.
Christus ist bereit, ihm diesen Beweis auch zu geben. Er lässt ihn seine Wundmale berühren. Jesus lässt ihn damit erkennen und im wahrsten Sinn des Wortes „begreifen“, dass er lebt, dass Jesus kein Geist, keine Suggestion, keine Projektion des Jüngerglaubens ist, sondern mit Leib und Blut – im verklärten Leib – vor ihm steht.
Vielleicht hätten wir auch gerne einen solchen Beweis in unserem Leben.
Durchaus kann in uns diese Sehnsucht bestehen: Herr, ich möchte vor dir niedersinken können und ausrufen „Mein Herr und mein Gott! Ich möchte so den Glauben geschenkt bekommen wie Thomas, nicht mehr zweifeln müssen, dich anfassen können, Herr, um zu glauben!“
Und zugleich müssen wir uns aber die Worte Jesu ins Herz sprechen lassen, die er dem Thomas gesagt hat: „Selig die nicht sehen und doch glauben!“ Und wir dürfen auf die 2000 Jahre Kirchengeschichte schauen, wo so viele Heilige und Märtyrer nicht gesehen hatten, den Herrn in seinem Auferstehungsleib nicht berühren konnten – und doch glauben!
Oder?
Ist es nicht uns allen gegeben, tagtäglich mit dem Herrn in Berührung zu treten? Nicht allein in unseren Gebeten, sondern vor allem in der heiligsten Eucharistie. Da steht Jesus vor uns mit Leib und Blut, da will er uns berühren, sich von uns aufnehmen lassen, um uns genau die Kraft des Glaubens zu geben, die er dem Thomas geschenkt hat. „Mein Herr und mein Gott!“ - so dürfen wir tagtäglich beten, wenn der Herr in der Eucharistie zu uns kommt, mit uns Gemeinschaft hält. Und wenn wir hier den wahren Glauben finden (oder wiederfinden), dann wird auch in unserer Zeit und unserer Gemeinde Apostelgeschichte weitergeschrieben. Dann werden die Menschen einmal auch von unserer Pfarre und von unserer Zeit sagen können: Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk.
Öffnen wir unsere Augen für den Herrn, lassen wir uns von ihm neu anrühren, Kraft und Mut und Hoffnung geben. Nehmen wir seine Barmherzigkeit an, die er im Bußsakrament durch die Hände der Priester an uns verschenken will. Denn am Ostertag hat der Herr den Jüngern – und ihren Nachfolgern – diese Vollmacht gegeben. Dann wird auch das Wunder geschehen, wenn es in seinem Willen steht.
Amen.