5. Sonntag der Osterzeit C - 18. Mai 2025
Was macht einen Menschen zu einem Jünger Christi? Wenn wir diese Frage einfach in den Raum stellen würden, vielleicht eine Umfrage starten würden, welches Ergebnis würden wir erzielen? Viele würden vielleicht sagen, dass man durch regelmäßigen Kirchgang, viel Gebet und gute Taten zum Jünger wird. Aber ist das wirklich alles? Wir alle kennen Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen, aber deren Verhalten nicht immer christlich ist. Und gibt es nicht auch Nichtchristen, die Gutes tun? Macht sie das automatisch zu Jüngern Christi?
Jesus Christus gibt uns eine einfache, aber herausfordernde Antwort:
„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“.
Dieses Gebot ist nicht wirklich neu, denn schon im Alten Bund gab es den Auftrag zur Gottes- und Nächstenliebe. Aber es muss uns immer wieder neu gesagt werden, weil die Geschichte der Kirche und unsere eigenen Lebensgeschichten oft eher ein Gegenbeweis als ein Zeugnis für die Jüngerschaft sind.
In der Apostelgeschichte lesen wir, wie Paulus und Barnabas nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurückkehrten, um die Jünger zu stärken. Sie ermutigten sie, im Glauben zu bleiben und sagten:
„Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.“.
Das zeigt uns, dass es nicht immer leicht ist, das Gebot der Liebe zu leben. Es erfordert Ausdauer.
Die Liebe, die Jesus uns aufträgt, geht über oberflächliche Handlungen oder bloße gute Taten hinaus. Es ist eine Liebe, die in Opferbereitschaft, Vergebung und echter Sorge um das Wohl anderer wurzelt und Gottes Liebe widerspiegelt. Es geht darum, einander so zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Diese Liebe prägt dieser Welt ein neues Angesicht auf.
Die Liebe, die wir in dieser Welt praktizieren, ist ein Vorgeschmack auf den neuen Himmel und die neue Erde, von denen in der Offenbarung die Rede ist. Dort wird Gott bei den Menschen wohnen und jede Träne von ihren Augen abwischen. Durch die Liebe können wir in dieser Welt schon die Gegenwart Gottes und seine Liebe zu uns bezeugen.
Der Antwortpsalm der Messe sagt uns heute:
Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld.
Der Herr ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
Dies soll sich auch in unserem Leben widerspiegeln.
Lassen wir uns von Christus ermutigen, unser Leben und unsere Beziehungen zu prüfen und zu versuchen, die Liebe, die Christus von uns einfordert, zu verkörpern. Bedenken wir, wie wir im Alltag Liebe zeigen können, auch wenn es schwierig ist. Kirchenbesuch und Gottesdienst sind selbstverständlich, aber aus Liebe. Um Kraft zu finden für den Dienst am Nächsten, Kraft zum Verzeihen und für einen Neuanfang mit Menschen, die es uns oft nicht leicht machen. Gutes Tun, selbstverständlich, aber auch aus Liebe! Nicht aus populistischen Gedanken, sondern aus Liebe zu den Menschen, aus Achtung vor ihrer Würde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Liebe, wie sie von Christus vorgelebt wurde, das Kennzeichen eines Jüngers ist. Möge der Heilige Geist uns befähigen, einander vollkommener zu lieben.
Amen.