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22. Sonntag im Jahreskreis C – 31. August 2025

Das Wort »Demut« ist heute selten geworden. Eigenlob stinkt, sagte man früher, doch heute scheint es zum guten Ton zu gehören, seine eigenen Fähigkeiten herauszustellen, seine Taten über die sozialen Medien weithin zu verbreiten. Die Texte des heutigen Tages sprechen eine andere Sprache. 

Die erste Lesung aus dem Buch Jesus Sirach beginnt mit einer eindringlichen Mahnung: „Mein Sohn, bei all deinem Tun bleibe bescheiden und du wirst geliebt werden von anerkannten Menschen! Je größer du bist, umso mehr demütige dich und du wirst vor dem Herrn Gnade finden!“ Diese Worte erinnern uns daran, dass wahre Größe nicht in der Selbsterhöhung liegt, sondern in der Demut. Der Hochmut hingegen wird als eine „Pflanze der Bosheit“ beschrieben, für die es keine Heilung gibt. Demut ist also nicht nur eine Tugend, die uns bei den Menschen beliebt macht, sondern vor allem eine Haltung, die uns die Gnade Gottes sichert. Sie ist die Anerkennung unserer Abhängigkeit von Gott und unserer Stellung als Geschöpfe.

Die neue Bundesgemeinschaft

Der Hebräerbrief  betont die Freude und die Gnade, die uns durch Christus zuteilwird. Es ist eine Einladung, uns als Teil dieser himmlischen Gemeinschaft zu sehen, die durch Demut und Glauben Zugang zu Gott hat. Es ist die Aufforderung, gerade nicht auf die eigenen Verdienste zu schauen, sondern auf Christus, der unser Herr und Erlöser ist. 

Das Evangelium nach Lukas bringt diese Botschaft der Demut auf eine sehr konkrete und alltägliche Ebene. Jesus ist zu Gast bei einem führenden Pharisäer und beobachtet, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchen. Er nutzt diese Beobachtung, um ein Gleichnis zu erzählen. Er rät, bei einer Einladung nicht den Ehrenplatz einzunehmen, sondern den untersten. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Diese Worte Jesu sind nicht nur eine Lektion in Tischmanieren, sondern eine tiefgreifende Lehre über unsere Haltung im Leben und vor Gott. Es geht nicht darum, sich künstlich klein zu machen, um dann gelobt zu werden. Es geht um eine aufrichtige Haltung der Bescheidenheit, die erkennt, dass alle Ehre und Würde letztlich von Gott kommt.

Jesus geht noch einen Schritt weiter und wendet sich an den Gastgeber. Er fordert ihn auf, nicht Freunde, Verwandte oder reiche Nachbarn einzuladen, die sich revanchieren könnten. Stattdessen soll er Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einladen. Warum? Weil diese nichts haben, um es zu vergelten. Und genau darin liegt der Segen: „Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten“.

Was bedeuten die Aussagen des heutigen Sonntags für unser Leben heute?

  1. Die Demut, von der Jesus Sirach spricht, ist eine Haltung, die uns befähigt, andere zu achten und uns nicht über sie zu stellen. Sie hilft uns, Konflikte zu vermeiden und in Liebe zu leben.
  2. Die Demut ist die Grundlage unseres Glaubens. Sie ist die Anerkennung, dass wir alles von Gott empfangen und dass wir ohne ihn nichts tun können. Sie öffnet uns für seine Gnade und seine Führung.
  3. Jesu Worte an den Gastgeber sind eine direkte Aufforderung zur Nächstenliebe, die keine Gegenleistung erwartet. Es ist eine Einladung, über unseren eigenen Kreis hinauszublicken und diejenigen zu sehen, die am Rande stehen. Wenn wir den Armen und Bedürftigen dienen, dienen wir Christus selbst, und unsere Belohnung wird nicht von Menschen, sondern von Gott kommen.

Die Demut ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Sie ist der Weg zur wahren Größe in den Augen Gottes. Sie öffnet uns für die Gnade, die uns im himmlischen Jerusalem erwartet, und sie befähigt uns, in Glaube, Hoffnung, Liebe und Dienst am Nächsten zu leben. 

Amen.